Wie gestaltest du deinen Garten Igelfreundlich?
Der Igel ist ein Wildtier und geht nicht auf die Jagd, sondern frisst, was ihm vor die Schnauze kommt. Ein igelfreundlicher Garten ist eine ideales Zuhause für deinen Mecki.
Um ihm in deinem Garten ein gutes Zuhause anzubieten, solltest du folgende Dinge beherzigen:
- Bringe Unordnung in deinen Garten
- biete ruhige Zonen mit dichtem Bewuchs an
- pflanze viele heimische Stauden
- lege Totholzstapel an
- lasse das Laub liegen
- öffne deinen Garten indem du unten kleine Löcher in den Zaun schneidest
- Zusammenfassend: Nimm dir die Natur als Vorbild.
Stell dir vor, du bist ein Igel. Nun kommst du in einen Garten, der einen wunderbar gepflegten Golfrasen vorweisen kann. Am Rand stehen ein paar Buchsbüsche und Schnittgehölz. Die Beete sind mit Rindenmulch bedeckt und natürlich siehst du kein Blatt herumliegen. Was würdest du als Igel tun? Ja, davonlaufen… so schnell dich deine Beine tragen.
Leider sind diese Gärten heute wieder weitverbreitet. Naturnah wird als unordentlich angesehen, wilde Ecken als Unkraut. Aber so ist die Natur. Sie lässt keinen Golfrasen wachsen, stellt keine Gabionenenzäune aus Steinen auf. Die Natur liebt die Vielfalt, ja die Unordnung. Nur dort, wo wir der Natur Raum geben, und versuchen, unsere Gärten naturnah zu gestalten, werden sich Tiere ansiedeln. Wir teilen unsere Gärten mit Käfern, Spinnen, Mäusen, Schnecken und auch Igeln.
Natur bedeutet auch, totes Holz liegenzulassen. In dichten Hecken verstecken sich Spatzen vor dem Sperber, der Boden unter den dicht an dicht wachsenden Stauden ist voller Leben durch Käfer, Spinnen und Insekten. Nur wenn du verstehst, dass zu einem naturnahen Garten das Weglassen, das Stehenlassen und das Sich-selbst-überlassen gehört, dann wirst du deine Freude an vielen Tieren im Garten haben.
2021 sind wir in unser Haus mit einem großen Garten gezogen. Damals bestand der Garten aus einer Wiese, über den ein Mähroboter gefahren ist. Nach nur vier Jahren verwandelte sich die leblose Wiese in ein Naturparadies. Aus seinerzeit vier Spatzen ist eine Spatzenkolonie aus 60 Spatzen geworden.
Vier Igel sind nun jeden Abend auf der Suche nach Futter im Garten unterwegs. Unser Casa Paradiso. Auch du kannst deinen Garten in eine Naturoase verwandeln.
Garten naturnah gestalten
Lass es bunt werden. Je vielfältiger und farbenfroher dein Garten ist, desto mehr Insekten wirst du anlocken. Achte möglichst auf heimische Wildstauden. Diese sind seit Jahrhunderten auf unsere natürlichen Begebenheiten angepasst. Auch unsere Wildbienen sind unbedingt auf verschiedene Stauden angewiesen (die Natternkopfbiene auf den Natternkopf, die Rainfarnbiene auf den Rainfarn etc.).
Setze die Stauden möglichst nah beieinander, ohne, dass sie einander erdrücken. In einem dichten Staudenwerk versteckt sich der Igel tagsüber und geht nachts auf Futtersuche. Denn unter den Stauden, in den schon verrotenden Blättern halten sich viele Käfer auf, die Leibspeise der Igel. Hast du die Stauden so gepflanzt, dass kein Boden im Sommer zu sehen ist, trocknet der Boden im Sommer nicht so schnell aus.
Wilde Ecken im Garten sind für viele Tiere überlebenswichtig. Die Natur hat es wunderbar eingerichtet. Stürzt im Wald ein Baum um, werden sich schnell Bodenorganismen einstellen, Käfer und weitere Tiere, die Totholz in fruchtbare Erde umwandeln. Du kannst deinen Mikroorganismen im Boden helfen, indem du einen Teil deines Schnittguts aus dem Garten klein häckselst und es dünn auf dem Boden verteilst. Diese Schicht sollte nicht zu dicht sein, da bei viel Regen die Gefahr von Fäulnis oder Schimmelbildung besteht.
Biete Totholz an
Viele Gartenbewohner von Vögeln, Eidechsen, Schlangen und Igel freuen sich über einen Totholzhaufen. Unter dem Holz können sie sich verstecken oder finden reichlich Nahrung. Wenn du viele Äste oder Hecken im Herbst schneidest, bietet sich die Anlage einer Benjeshecke an. Du stellst vier Pfosten oder dicke Äste – jeweils zwei gegenüber – im Abstand von 1,50 m auf. Zwischen den Pfosten schichtest du Zweige und Äste auf. Mit der Zeit nutzen viele Tiere die unteren Schichten der Hecke als Versteck oder Winterquartier.
Vielleicht hast du auch einen alten Baum, der abgestorben ist. Lasse den Stamm auf einige Meter stehen. Spechte oder Kleiber werden sich über solch ein Habitat freuen.
Wasser ist lebenswichtig
Ohne Wasser exitsiert kein Leben und unser Garten würde sich in eine Wüste verwandeln. Unsere Sommer und auch schon die Frühjahre werden immer wärmer und trockener. Neben den Versteckmöglichkeiten, Bereiche für Futter und Winterquartiere, ist das Wasser genau so entscheidend, damit sich Igel in deinem Garten wohlfühlen.
Es ist gibt zahlreiche Möglichkeiten, je nach Größe deines Gartens und deinem Budget gegeignete Waserstellen einzurichten.
In meinem Naturgarten biete ich verschiedene Wasserbereiche an: einen großen Teich mit 75.000 Liter Wasservermögen, zwei Bachläufe, eine Wasserrine sowie zwei Flachwasserteiche.
Die Igel kommen regelmäßig zur Wasserrine oder zum Bachlauf und trinken daraus. Sie gelangen sehr leicht an das Wasser heran, da es fast gleichauf mit der angrenzenden Erdfläche liegt.
Es reicht den Igeln aber völlig aus, wenn du ihnen eine Tonschale mit Wasser an einen Futterplatz oder an einer geschützten Stelle im Garten aufstellst. Sie werden das Wasser mit ihrem guten Geruchssinn finden und sich einprägen. Ändere möglichst die Position deiner Wasserschale nicht.
Hecken im Garten
Nicht nur die Vögel, auch die Igel erfreuen sich an dichten Hecken im Garten. Biete den Tieren eine Hecke aus heimischen Gehölzen an. Dazu zählen unter anderem:
- Pfaffenhütchen
- Holunder
- Schlehe
- Weißdorn
- Felsenbirne
- Berberitze
- Hainbuche
- Liguster
- Kornelkirsche
Im Frühjahr und Sommer brüten viele Vogelarten in den dichten Hecken. Sie können sich dort gut verstecken. Unter den Zweigen am Boden findet sich der Igel ein und verschläft geschützt den Tag. Bitte harke und arbeite so wenig wie möglch direkt an den Hecken. Lasse den Tieren ihre Ruhe.
Blumenwiese
Erfreust du dich nicht auch an einer Wiese aus vielen, bunten Blüten? Schaffe diese Oase auch in deinem Garten. Es muss nicht nur der kurz gemähte Rasen sein. Schaffe einige Inseln im Rasen und lasse dort das Gras wachsen. Du wirst sehen, wie schnell sich diese Inseln mit Leben füllen. Nach zwei Jahren werden sich dort viele Blüten durch Samen ansiedeln wie Disteln, Margeriten oder Löwenzahn. Käfer, Insekten, Grashüpfer, Grillen und eine Vielzahl an Schmetterlingen finden sich ein.
Und der Igel ist auch nicht weit. Er durchstreift auf der Suche nach Faltern oder Käfern die hohen Wiesen, die ihm dazu noch Schutz bieten.
Möchtest du eine große Blumenwiese für Igel anlegen, musst du zunächst den Rasen komplett abstechen und entfernen. Das Erdreich auflockern und mit viel Sand vermischen. Die schönsten Blumenwiesen benötigen kaum Nährstoffe und mögen mageren Boden. Die Aussat auf chweren Mutterboden ist für die meisten Saaten ungeeignet. Von April bis August – je nach Region und Höhenlage – säst du die Blumenwiese ein. Du musst den Bereich ständig feucht halten. Daher ist das Frühjahr, wenn die Sonne den Boden nicht so rasch austrocknet, am besten geeignet. Bei der Saatmischung achte auf heimische Samen, die vom Frühjahr bis zum Herbst blühen.
Spätestens im zweiten oder dritten Jahr wirst du dich an einer blühenden Oase erfreuen. Und Arbeit macht solch eine Wiese kaum. Nur einmal im Jahr bitet die Wiese mähen. Fachleute raten zu einer Mahd Ende Juni nach der ersten Blüte. Ich mähe ab Juni bis Oktober in drei Teilen, damit die Insekten und Bienen immer etwas Blühendes vorfinden.
Wenn du einige der Tipps befolgst, wird sich der Igel in deinem Garten wohlfühlen.
Ich hoffe, ich konnte dir Einblicke in den Aufbau eines igelfreundlichen Gartens geben. Wenn du Fragen hast, melde dich gerne info@mein-naturgarten.de
Dein Ralf Becker von mein-naturgarten.de
Founder und Initiator der Natur Pur-Stiftung
Weitere Seiten zum Igel:
Igel – Was fressen Igel? – Igelfreundlicher Garten – Feinde der Igel – Igel Winterschlaf