#rettetunserevögel – Vogeltod 3: Insektensterben

 

Die eigentliche Ursache an dem Verschwinden vieler Vogelarten ist das massive Insektensterben.

Vielleicht könnt ihr euch noch an frühere Zeiten erinnern: Ich bin mit meinen Eltern als Kind in die Berge nach Österreich gefahren. Das ist schon 40 Jahre her. Spätestens vor der österreichischen Grenze, hielten wir an einer Tankstelle an und ich musste die Scheinwerfer, Kennzeichen und Windschutzscheibe von den Insekten befreien. Die Teile waren schwarz von den getöteten Insekten, die auf der Fahrt ihr Leben lassen mussten. Heute fahre ich mit meinem Camper wochenlang durch Europa und es lohnt sich fast gar nicht, die Scheibe zu putzen. Das Kennzeichen ist strahlend weiß: Es gibt kaum noch Insekten, die am Auto ihr Leben verlieren.

Wusstest du, dass in den vergangenen 25 Jahren fast 80 % unserer Insekten verschwunden sind? Das ist eine unfassbare Zahl und ein Drama für unsere Vögel. Die meisten unserer heimischen Vögel sind Vegetarier. Sie ernähren sich von Samen, Pflanzenteilen und Früchten. Ihre Jungen werden jedoch mit eiweißreicher Tiernahrung gefüttert: Insekten oder Raupen. Es gibt aber auch viele Vogelarten, die sich nur von Insekten ernähren.

Unsere Kulturlandschaft tötet Insekten

Diese Vögel haben es in unserer Kulturlandschaft immer schwerer. Gründe für das Insektensterben liegen in der intensiven Landwirtschaft, aber auch an unserem eigenen Befinden von „schönen“ Gärten und Parks. Der Rasen muss schön grün und immer kurz gemäht sein. Auch in vielen Parks ist der Inbegriff von „Schönheit“ ein kurz gemähter Rasen: Warum nicht gleich Kunstrasen auslegen? Dies hat die gleiche Wirkung und spart den Rasenmäher.

Warum werden Straßenränder auf zig Meter abgemäht und die Mahd am besten noch klein gehäckselt? Ich verstehe, dass an Autobahnauffahrten oder Kreuzungen der Blick auf die Straße gewährleistet sein muss. Wer war von euch schon einmal in Schweden? Dort blüht es am Straßenrand im Sommer in allen Farben. Niemand käme auf die Idee, die Straßenräder abzumähen. Hat Schweden eine höhere Anzahl an Unfällen durch nicht gemähte Straßenränder? NEIN! Gerade im Sommer zu Hauptblütezeit wird den Insekten wertvoller Lebensraum genommen und die vorhandenen Insekten werden beim Mähen und Häckseln direkt getötet.

Was sollen die Vögel dann fressen? Direkt neben der Straße beginnen die Agrarwüsten mit Mais, so weit das Auge reicht. Oder an Bahntrassen. So wäre es überhaupt kein Problem zumindest ein Drittel der Wiese stehenzulassen und das Gemähte nicht zu häckseln, sondern aufzufangen, damit das Mahd im Regen nicht fault und so von unten kaum etwas Neues nachwachsen kann.

Ein weiteres Problem ist der Verlust von Lebensräumen wie Magerwiesen, Feuchtgebiete oder naturnahe Gewässer. Libellen, Schmetterlingen und Heuschrecken wird so die Nahrungsgrundlage entzogen, sie sterben ab.

Insektizide bringen auch Vögel um
Bachstelze

Bachstelze

Hauptursache für das Insektensterben ist das Ausbringen von Pestiziden, Herbiziden und Insektiziden in der Landwirtschaft. Nachweislich leben in städtischen Randbereichen mehr Insekten als in stark landwirtschaftlich geprägten Regionen. Jeder von uns ist hier gefragt und sollte so oft es geht auf Bio-Lebensmittel zurückgreifen. Mais wird an Tiere in der Massentierhaltung verfüttert. Vielleicht weniger Fleisch, dafür aber gutes Fleisch aus der Bio-Zucht kaufen oder ganz auf Fleischprodukte verzichten.

Jedoch ist das Ausbringen von Insektiziden auch in Privatgärten immer noch ein großes Desaster an der Natur: „Meine Rosen haben Läuse: die muss ich spritzen“. Wohl einer der häufigsten Aussagen am Giftschrank in Pflanzenmärkten. Aber warum eigentlich? Vögel, Käfer und andere Insekten machen sich gerne über die Schar der Läuse her. Sind diese gespritzt und werden an die Jungvögel verfüttert, gelangt das Gift direkt in die Körper der kleinen Vögel. Für viele der kleinen, gefiederten Freunde der sichere Tod.

Mitverantwortlich sind auch viele Gärtner, oder solche, die es eigentlich besser nicht sein sollten: Schottergärten, Gärten nur aus Rasen und Buchsbäumen oder vermeintlich bunt blühende Gärten mit rein gefüllten Blüten. Wie soll hier ein Vogel Nahrung finden? Wie sollen Insekten in diesen „grün“ angehauchten Gärten leben?

 

Die Gründe für das Insektensterben sind so vielfältig. Gegen einige können wir nur bedingt etwas tun. Aber wenn du einen eigenen Garten hast, frage dich selbst: würdest du dich als Inselt in deinem Garten wohlfühlen? Bleibt der Rasen auch mal länger stehen – vielleicht sogar bis September und du hörst an Sommerabenden die Grillen zirpen?