Amsel
(Amsel: Turdus merula – Ordnung: Sperlingsvögel, Familie: Drossel)
#rettetunserevögel – Aktion zum Schutz unserer Vögel – initiiert von Ralf Becker von mein-naturgarten.de
Die Amsel (Turdus merula) belebt in früheren Zeiten die Wälder. Mit der Verstädterung Mitte des 19. Jahrhunderts folgten die Amseln den Menschen in die Städte und sind heute in allen Habitaten mit Gehölzbestand vorhanden.
Die wissenschaftliche Bezeichnung “Turdus merula” setzt sich aus dem Namen der Familie “Turdus” für Drossel und der Art “merula” zusammen. Daher wird sie auch Schwarzdrossel oder Kohlamsel genannt. Der Name Amsel findet sich etwa abgewandelt in “amsalsa” schon im Althochdeutschen wieder. Der lateinische Name “merula” hat sich im Deutschen nicht durchgesetzt, obwohl der Vogel in einigen Gebieten auch Merle genannt wird. Die Engländer waren pragmatisch und nennen die Amsel schlicht: Blackbird (schwarzer Vogel). Die Franzosen lehnen sich an die lateinische Bezeichnung an und nennen die Amsel “Merle”, ähnlich wie die Niederländer: “Merel”
Die Amsel ist heute einer der häufigsten Brutvögel in Deutschland. Sicher ist fast allen von euch der Gesang der Amsel bekannt. Gerade in der Brutzeit begrüßt die Amsel mit ihrem melodischen Gesang zum Sonnenaufgang den Tag und verabschiedet ihn zur Dämmerung.
Kaum ein Vogel – vielleicht bis auf den Haussperling – ist so den Menschen in deren Städte gefolgt und hat sich hervorragend an seine neue Umgebung angepasst.
Amsel: Aussehen
Das Männchen ist bekannter als sein weibliches Pendant.
Männchen
Markant ist das schwarze Gefieder und der leuchtend gelbe Schnabel. Je nach Lichteinfall schimmern die Federn leicht silbrig. Gerade der Rücken und der Bauch können graue Spitzen aufweisen. Die Augen umrunden einen hellen, gelben Augenring.
Weibchen
Das Weibchen ist schlichter gefärbt. In einem braunen Gefiederkleid mit einem schwach braun gefärbten Schnabel wirkt es unauffälliger als sein Männchen. Die Brauntöne variieren stärker und wechseln ins Graue.
Die Jungvögel ähneln im Aussehen eher den Weibchen und sind mit den Erdtönen besser vor Feinden geschützt. Im Gegensatz zu den Weibchen sind sie aber stärker gefleckt. Nach dem ersten Jahr wechseln die männlichen Amseln mit der Mauser ihr Gefieder zu den typischen schwarzen Federn.
Amsel: Masse und Gewicht
Die Amsel ist als Drossel im Gegensatz zu den Meisen oder Finken eher ein bulliger Vogel. Mit 24 – 27 Zentimeter sind sie nur geringfügig kleiner als die größte Drossel, die Misteldrossel. Die Flügellänge erreicht beim Männchen etwa 13,3 cm, beim Weibchen 12,8 cm.
Das Gewicht verändert sich im Laufe des Jahres. Im Winter – etwa im Januar – erreichen die Amseln ihr höchstes Gewicht und im Sommer nach der Brut kann das Gewicht um 40 % fallen. Zwischen 70 und 150 Gramm variiert das Gewicht.
Damit die Amseln den Winter in unseren Breiten gut überstehen, fressen sich die Amseln eine Fettreserve an. Daher steigt das Gewicht zum Winter hin stark an.
Amsel: Habitat – Lebensraum – Anzahl
Lebensraum der Schwarzdrossel
Sein ursprünglicher Lebensraum ist der Wald, darunter ein lockerer Laubbaumbestand. Außerhalb des Waldes war die Amsel nicht anzutreffen. Noch heute findet man die Amsel an Waldrändern. Seit den 1850er Jahren hat die Amsel die Städte für sich entdeckt. Heute ist sie in Deutschland gerade in Gartenstadtteilen mit Gehölzbestand, Parks oder Friedhöfen vorhanden.
Der dichteste Brutbestand findet sich in den Großstädten wie Hamburg, Berlin, München oder Frankfurt. In der gesamten Rhein-Ruhr-Schiene ist die Dichte an Amselbrütern in Deutschland am höchsten und in den ostdeutschen Tiefebenen mit seiner eher Nadelbaum geprägten Landschaft finden sich deutlich weniger Brutpaare.
Die Voralpen sind ebenfalls nicht das Gebiet der Amsel.
Anzahl der Amseln
In Europa werden rund 60 Mio. Exemplare gezählt, wovon zwischen 15 und 18 % in Deutschland ihr Revier haben. Somit bietet unser Land 7,5 bis 8,5 Mio. Brutpaaren ein Zuhause.
Der Bestand hält sich seit den 2000er Jahren stabil, wobei es regional begrenzt durch Krankheiten zu Rückgängen von 90 % kommen kann. In den Niederlanden hat die Anzahl der Amseln von 1990 bis 2010 um 25 % zugenommen.
Durch den Bezug der Städte bleibt die Zahl der Amseln in kalten Wintern in den wärmeren Nächten der Großstadt stabil. In früheren, kalten Wintern ist es zu erheblichen Bestandseinbrüchen gekommen, die sich aber in kurzer Zeit wieder erholt haben. Die Winterfütterung der Amseln hilft ihr, gut durch denselben zu kommen. Da die Winter der letzten Jahre sehr mild waren, gab es keine größeren Bestandsverluste, auch nicht in ländlich, kälteren Gegenden, zu verzeichnen.
Das Verbreitungsgebiet ist sehr groß und reicht von den Azoren bis zum Ural, von Island (hier aber selten) bis zu Nordafrika.
Nahrung – Was fressen Amseln?
Die Leibspeise der Amsel ist der Regenwurm. Zur Nahrungssuche hält sich die Amsel eher bodennah auf. Sie hüpft auf der Suche nach Nahrung hin und her. Im Herbst durchstöbert sie gerne das Laub und stößt es mit dem Schnabel hin und her. Insekten und Würmer im Laub werden aufgenommen.
Auf dem Speiseplan stehen ebenfalls Schnecken, Spinnen, Tausendfüßler, Molche, Lurche. Wenn sie es schafft, scheut sie vor Mäusen oder kleinen Schlangen und Eidechsen zurück.
Als Omnivore (Allesfresser) stellt sich die Amsel sehr geschickt auf das vorhandene Nahrungsangebot ein. In den Städten durchsucht die Amsel Abfälle und sonstige Nahrungsquellen. Bei fehlenden Nahrungsquellen werden die Drosselvögel zu Nesträubern oder nehmen Nestlinge, die gerade das Nest verlassen, auf. Im Sommer, wenn die Böden austrocknen und sich die Würmer in tiefere Bodenschichten zurückziehen, nimmt die Amsel Beeren oder Früchte auf. Darunter zum Leidwesen der Obstbauern mit Vorliebe Kirschen, Weintrauben, Himbeeren oder Brombeeren.
In Gärten lieben Amseln bei feuchter Witterung den kurz geschnittenen Rasen, auf dem sie nach Regenwürmern suchen können. Mit dem spitzen Schnabel packen sie den Regenwurm und ziehen ihn heraus. Du hast die Amsel vielleicht schon bei der Suche nach der Nahrung beobachtet. Sie hüpft herum, verharrt und dreht den Kopf hin und her, um die Umgebung nach Insekten abzusuchen. Hat sie etwas entdeckt, schlägt sie blitzartig zu und schnappt mit ihrem langen Schnabel ihre Beute.
Im Winter frisst sie gerne die Früchte der Vogelbeere, Eberesche oder Weißdorn. Sie besucht die Vogelfutterstellen und bedient sich an den verschiedenen Futtersorten. Auch die Früchte des Efeus werden im Winter verzehrt.
Die Amsel badet mit Vorliebe in Vogeltränken oder kleinen Wasserstellen/Bachläufen. Sie benötigt wenig Wasser zum Trinken, da sie oft feuchte Nahrung aufnimmt.
Amsel: Brutbiologie – Fortpflanzung
Zur Balzzeit tragen die Amselmännchen heftige Revierkämpfe untereinander aus. Es kommt vor, dass gelbe Krokusse im Frühjahr von aufgebrachten Männchen attackiert werden. Durch ihre gelbe Farbe erinnern sie das Männchen wohl an einen Konkurrenten mit gelbem Schnabel.
Die Amsel legt ein Napfnest in Büschen oder Hecken an. Sollten diese natürlichen Brutplätze in städtischen Bereichen fehlen, sucht sie für ihr Nest einen guten Platz in Bodennähe.
Schon Ende Februar – je nach Region – beginnen die Amseln mit der Brut. Das Nest besteht aus kleinen Zweigen, Gras und Moos und wird napfförmig angelegt. Das Weibchen sucht sich den Standort aus und wird vom Männchen während der Brutzeit unterstützt. Die Amseln, die im Winter nicht wegziehen, besetzen bereits früh die vermeintlich besten Nistplätze. Mit ihrem Partner gehen sie häufig über mehrere Bruten eine monogame Beziehung ein.
Brutbiologie der Amsel
Im Nest finden sich vier bis fünf Eier. Ausgebrütet werden häufig jedoch nur zwei bis drei Eier, um die Jungen auch mit Nahrung versorgen zu können. Die Brutzeit beträgt im Durchschnitt 13 Tage. Innerhalb von zwei Tagen schlüpfen die kleinen Amselvögel. Sie werden von beiden Elternteilen versorgt, wobei das Männchen kaum brütet und eher beim Verlassen des Weibchens das Nest verteidigt. Die Nahrung für die Nestlinge besteht zu Beginn fast ausschließlich aus Insekten oder anderen wirbellosen Tiere. Sobald die jungen Amseln größer sind, werden auch Beeren oder Samen gefüttert.
Nach etwa 14 Tagen verlassen die Jungamseln das Nest, sind aber noch flugunfähig. Bis zur Flugfähigkeit nach weiteren vier bis fünf Tagen sind die Amseln besonders gefährdet. Viele fallen Räubern, aber auch übereifrigen Gärtnern zum Opfer, die mit Hacke und Gartenscheren durch den Garten wüten. Die Jungvögel werden von den Eltern weiter versorgt.
Im Alter von 25 Tagen sind die Amseln selbstständig und müssen sich selbst um ihr Futter kümmern. Sie halten sich in den ersten zwei Monaten weiterhin im Revier ihrer Eltern auf und werden dann nach und nach in Revierstreitigkeiten verstrickt und suchen sich ein eigenes Revier.
Nur etwa 20 % der Amseln überstehen das erste Jahr. In städtischen Räumen sind die jungen Amseln Gefahren durch Katzen oder Autoverkehr ausgesetzt. Im ländlichen Raum fallen viele Amseln Prädatoren wie Elstern oder Greifvögeln zum Opfer. In Großbritannien wurde festgestellt, dass Nester, die zwischen einem und 2,5 Meter über dem Boden lagen, deutlich weniger von Räubern überfallen wurden. So tief unten sind die Nester weniger gut für Raubvögel zu entdecken.
Trotz der vielen Gefahren für die Jungamseln, bleibt der Bestand stabil. Dies ist auch durch die zwei bis drei Bruten im Jahr begründet. Mit jeder Brut überlebt eine Amsel und erreicht die Geschlechtsreife nach einem Jahr.
Usutu-Virus (Amselsterben)
Im Jahr 2011 befiel zum ersten Mal das asiatische Virus Amseln am Oberrhein. Die betroffenen Amseln sind apathisch und sterben innerhalb weniger Tage an den Folgen des Virus. Es können auch andere Vogelarten am Erreger verenden, aber zu 90 % sind es Amseln, weswegen man vom Amselsterben spricht. Amseln sind besonders von dem Erreger gefährdet. In einigen Gegenden starben ganze Populationen durch das Usutu-Virus. Seit 2018 gehen die Fallzahlen zurück, es kommt zu einer Herdenimmunität und die Amsel Bestände können sich allmählich in den betroffenen Gebieten erholen.
Das Virus wird durch eine Stechmücke übertragen. In den trockenen Sommern ab 2018 konnten sich die Mücken wegen ausgetrockneter Feuchtgebiete nur schwach vermehren. So sank die Infektionsrate bei den Amseln rapide. Heute gibt es nur noch regionale Ausbrüche, wie z.B. 2024 im Münsterland (Borken). Dort sind 90 % der Amseln in einem begrenzten Gebiet am Virus gestorben. Es wird Jahre dauern, bis sich die Anzahl der Amseln wieder erholt.
Wie alt werden Amseln?
Hat eine Amsel erst einmal das erste Lebensjahr überstanden, sinkt die Mortalitätsrate deutlich. Der Vogel lernt hinzu, kann Feinde besser entdecken und weiß sich in seiner Umgebung zu behaupten.
Im Durchschnitt leben Amseln in den Städten etwa 3,5 Jahre, in den ländlichen Gebieten etwas kürzer. Hat die Amsel Glück und lebt in einer verkehrsarmen, von Feinden weniger frequentierten Umgebung mit guten Nahrungsquellen, erreichen sie ein Alter von 10 Jahren. Die älteste nachgewiesene Amsel wurde 22 Jahre alt. Im Jahr 1974 wurde sie als Jungvogel beringt und 1996 zufällig auf Helgoland aufgegriffen. Eine Sensation.
Weitere Gefahren drohen der Amsel durch die Jagd. In Frankreich wird die Amsel von September bis Mitte Februar bejagt.
Fazit zur Amsel
Die Amsel ist einer unserer bekanntesten heimischen Wildvögel. Ihre schwarze Farbe machte ihn schon im Mittelalter zu einem Sagenvogel. Damals lebte die Amsel ausschließlich in den Wäldern und wurde kaum gesehen. Dies sorgte für Aberglaube über den schwarzen Vogel: Häuser, an denen eine Amsel brütet, sollten vor Blitzeinschlägen sicher sein. Wer sie im Winter mit Futter versorgt, sollte im Jahr danach mit Gesundheit und Wohlstand betraut sein.
Aber auch zahlreiche Lieder und Gedichte wurden über oder mit der Amsel verfasst. Bekannt ist das Kinderlied: “Alle Vögel sind schon da, Amsel, Drossel, Fink und Star… “ “ (wobei die Amsel auch eine Drossel ist, aber das wollen wir jetzt nicht zu genau nehmen) Oder die Vogelhochzeit: “… Die Drossel war der Bräutigam, die Amsel war die Braute.”
Gedichte zur Amsel
Bekannt ist auch ein Gedicht von Ringelnatz: Das Samenkorn
Ein Samenkorn lag auf dem Rücken, die Amsel wollte es zerpicken.
Aus Mitleid hat sie es verschont und wurde dafür reich belohnt.
Das Korn, das auf der Erde lag, das wuchs und wuchs von Tag zu Tag.
Jetzt ist es schon ein hoher Baum und trägt ein Nest aus weichem Flaum.
Die Amsel hat das Nest erbaut, dort sitz sie nun und zwitschert laut.
Ein weiteres schönes Gedicht:
Die Amseln haben Sonne getrunken
Die Amseln haben Sonne getrunken,
Aus allen Gärten strahlen Lieder,
In allen Herzen nisten Amseln,
Und alle herzen werden zu Gärten und blühen wieder.
(Max Dauthendey, 1867-1916)
Ein weiteres Amselgedicht:
Amsel
Nun werden grün die Brombeerhecken, hier schon ein Veilchen – welch ein Fest!
Die Amsel sucht sich dürre Stecken, und auch auch der Buchfink baut sein Nest.
(Ferdinand Freiligrath, 1810 – 1876)
Lieder über die Amsel
Auch Cat Stevens hat die Amsel (Blackbird im englischen) in seinem berühmten Song: Morning has Broken thematisiert:
Morning has broken like the first morning, Blackbird has spoken like the first bird
Praise for the singing, praise for the morning, Praise for them springing fresh from the world
Die Amsel hat es verdient, dass wir uns um sie kümmern.
Wenn ihr der Amsel – nicht nur über den Winter – helfen möchtet, setzt vogelfreundliche Heckenpflanzen wie z.B. Weißdorn, Eberesche, Liguster, Efeu. In dichten Hecken findet die Amsel Schutz vor Feinden, richtet ihr Nest ein und findet im Winter Futter.
Die Amsel freut sich im Winter über zusätzliches Futter aus Haferflocken, Beeren, Apfelstücke oder Sonnenblumensamen.
In diesem Sinne bleibt natürlich, Euer Naturgartenfreund Ralf
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