Die Feinde des Igels

Der Igel und seine Feinde und Gefahrenstellen

Igel am BodenLeider – und es gilt für fast alle unserer heimischen Widtiere – ist der größte Feind des Igels der Mensch. Über 500.000 Igel verlieren nach Schätzungen jedes Jahr ihr Leben im Straßenverkehr. Dabei haben sie noch Glück, dass sie nachtaktiv sind. Wenn sie tagsüber umherziehen würden, wären sie vielleicht schon ausgerottet. Auf Autobahnen und Landstraßen, ohne Chance zu überleben.

Eine Übersicht, der häufigsten Gefahren und Feinde der Igel

  • Straßenverkahr
  • Flächenversiegelung
  • Insektenrückgang / Gift im Garten
  • Ertrinken in Teichen/Pools
  • Verhungern durch Fallen in tiefe Kellerschächte
  • Rasenmähroboter (sollten endlich verboten werden!), Motorsensen oder Fadenmäher
  • Abfall und deren Gefahren
  • Natürliche Feinde wie Fuchs, Dachs oder Eulen
  • Krankheiten
  • Sonstige Gründe für ein Igelrückgang

Über einige Punkte möchte ich näher eingehen:

Straßenverkehr

Igel StraßeDie häufigste Todesursache für den Igel ist sicher der Straßenverkehr. Schätzungen gehen davon aus, dass jährich 500.000 Igel im Straßenverkehr getötet werden. Igel haben eine natürliche Abwehr gegen Feinde: Sie rollen sich zu einer Kugel zusammen und stellen ihre Stacheln auf. Nur ist das Auto kein natürlicher Feind. Gegen die Wucht und die Schwere eines Autos ist der Igel völlig machtlos. Bei geringen Igelpopulationen, umgeben von stark befahrenen Straßen, kann der Autoverkehr – aber auch der Schienenverkehr – zu einer ernst zu nehmenden Gefahr für die gesamte Population der Igel vor Ort werden. Zum Glück wohnen wir an einer Anliegerstraße direkt an einem großen Waldgebiet, auf der nach Einbruch der Dunkelheit – im Sommer oft erst nach 22 Uhr – kaum noch Autos unterwegs sind. Hier kann der Igel fast gefahrlos die Straße auf seiner Wanderschaft überqueren.

Aber das Glück haben nicht alle Igel.

 

Flächenversiegelung

Igel sind standorttreu und verlassen ihr Streifgebiet nicht oder nur im Notfall. Wird ihr Lebensraum durch die Erweiterung eines neuen Siedlungsbaus, ein neues Gewerbegebiet, zerstört, bedeutet dies oft auch den Tod des Igels, da er in den naturfeindlichen Gärten keine Nahrung findet oder sich nicht fortpflanzen kann.

Leider werden in Deutschland immer mehr Flächen versiegelt. In Jahr 2022 wurden JEDEN TAG 52 Hektar neu versiegelt. Darunter für den Siedlungsbau, Straßen oder Gewerbegebiete. 52 Hektar entsprechen etwa 71 Fußballfeldern – und das Tag für Tag.

Die Tierwelt wird immer weiter zürückgedrängt. Streifengebiete unserer Igel werden durch Baustellen und neue Straßen auseinandergerissen. Und wo vorher noch eine natürliche Wiese war, stehen jetzt energetisch abgeriegelte Häuser mit unnätürlichen Betongärten. Für den Igel ist da kein Platz mehr.

 

Insektenrückgang / Gift im Garten

Die Krefelder Studie von 2017 hat es eindeutig belegt: Wir haben einen Großteil unserer Insekten verloren. Dabei sind je nach Region bereits 76 % der Insektenpopulation für immer verschwunden. Die intensive Landwirtschaft, der Einsatz von Pestiziden und die Monokulturen erschweren den Insekten den Fortbestand.

Igel sind aber als Fleischfresser auf Käfer, Insekten, Schnecken und Raupen angewiesen. Setzt du in deinem Garten Schneckenkorn ein, tötest du mit diesem Gift auch die Igel.

Insektizide gegen Blattläuse, Käfer oder Raupen sind echte Umweltkiller und werden vom Igel durch die Aufnahme der verendeten Tiere im Körper angesammelt, was zu schweren Gesundheitschäden führen kann.

Bitte haltet euren Garten frei von jeglichen Giften. Überlasst es der Natur. Sie regelt den Rückgang der Insekten durch Vögel und Igel selbst.

 

Tiefe Schächte / Pools / Teiche

Bachlauf im NaturgartenIgel durchstreifen in der Nacht ihr Gebiet. Dabei machen sie vor Häusern nicht Halt, an denen Kellerfenster durch einen tiefen Schacht angebaut wurden. Diese werden zu einer tödlichen Gefahr, wenn abstürzende Igel nicht früh genug entdeckt werden. Sie verhungern oder verdursten in den Schächten. Du hilfst dem Igel schon durch einfache Maßnahmen:

  • Schachtabdeckungen durch Roste oder ein Gitter
  • Ausstiegshilfe mittels eines Brettes mit Furchen oder Querrillen, an denen sich die Tiere hochhangeln können
  • kleine Treppen aus Steinen (Stufenhöhe max. 15 cm)
  • Erhöhung der Schachtränder auf 30 cm über der Bodengleiche

Igel sind hervorragende Schwimmer, aber nicht lange. Teiche mit Teichrändern über 20 cm oder Pools ohne Treppenausgang werden für Igel zur tödlichen Gefahr. Für den Teich bieten sich Holzbretter mit Querriegeln an, an denen sich der Igel hochhangeln kann. Wem das für seinen Pool zu rustikal wirkt, dem bietet der Handel auch Wildtierausstiegshilfen für Pools an.

So hilfst du nicht nur dem Igel, sondern auch vielen anderen Tieren wie Fröschen oder kleineren Schlangen auf ihren Wegen.

 

Rasenmähroboter / Motorsensen / Laubsauger

MähroboterIch bin absolut gegen den Einsatz von Mährobotern im Garten. Die Mähroboter sind eine Gefahr für viele Tiere. Kleine Igel auf ihren ersten Erkundungen, Kröten, die frisch aus Teichen und Wasserstellen ihren ersten Weg über eine Wiese antreten, werden von den Mährobotern verletzt und getötet. Meine persönliche Meinung: Wer sich einen Mähroboter anschafft, sollte keinen Garten besitzen.

Immerhin haben endlich einige Gemeinden die Anordnung erlassen, dass Mähroboter nach Einbruch der Dämmerung nicht mehr in Betrieb sein dürfen. Ein Schritt in die richtige Richtung. Beispiel: Kreis Düren verbietet den Mähroboter in der Dunkelheit oder Leverkusen Verbot von Mährobotern. Weitere Städte sind Köln, Göttingen, Mainz oder Erfurt. Der Einsatz dieser Tiertötungsmaschinen ist eine halbe Stunde vor Sonnenuntergang und bis eine halbe Stunde nach Sonnenaufgang verboten. Wer sich nicht an die Vorgaben hält, muss mit hohen Bußgeldern rechnen, in Köln bis zu 50.000 Euro – und zu Recht!

Gefahr durch elektrische Fadenmäher

Auch das Nutzen von Fadenmähern an Hecken und Büschen kostet vielen Igeln das Leben oder sie werden verstümmelt. Igel ziehen sich unter Hecken mit viel Laub oder „Unkraut“ zurück. Die Gefahr, sie mit einer Motorsense oder einem Fadenmäher zu verletzen, ist enorm. Besser ist es, eine Handsense zu nutzen oder die Bereiche vorher sorgfältig nach Tieren abzusuchen.

Der Einsatz eines Laubsaugers kostet ebenfalls jedes Jahr vielen tausend kleinen Tieren das Leben. Auch hier können sehr junge Igel einer großen Gefahr ausgesetzt sein.

Im Herbst werden auch normale Gartengeräte zur Gefahr für unsere Igel. Bitte nutze für das Entfernen von Laub keine Mist- oder Heugabel . Wenn du mit diesen Geräten in einen Laubhaufen stichst, um das Laub z.B. in eine Schubkarre zu heben, können Igel durch die scharfen Spitzen schlimmste Verletzungen davontragen. Nutze besser einen Rechen aus Plastik. Wenn du diesen umdrehst, kannst du damit auch hervorragend das Laub anheben. Oder du nimmst zunächst das Laub bis auf ca. 30 cm herunter und die unteren Bereiche ziehst du mit einem Plastikrechen vorsichtig auseinander. Dann bist du sicher, keinen Igel zu verletzen. Sollte sich ein kleines Stacheltier im Laub versteckt haben, kann es nun unbehelligt in ein neues Versteck laufen.

Für mich ist es unerklärlich, wie Gartenbesitzer diese Mördergeräte gegen unsere Tiere überhaupt noch einsetzen dürfen. Vielleicht setzt aber eines Tages die Vernunft ein und die elektrischen Geräte werden allesamt verboten.

 

Abfall und deren Gefahren

Unsere Igel haben einen perfekten Geruchssinn. Unser Müll ist für den Igel wie ein Paradies. Halbleere Konservendosen, Joghurtbecher und alles andere aus unserer Zivilgesellschaft. Und hat der Igel erst Witterung aufgenommen, hält ihn nichts davon ab, Gelbe Säcke aufzubeißen und darin nach etwas Essbarem zu suchen. Bei der Suche kann sich der Igel an scharfen Rändern einer Dose verletzen, seine Nase zu tief in ein Glas stecken, aus dem es kein Entrinnen gibt, oder im schlimmsten Fall mit dem Gelben Sack im Müllwagen landen.

Unser Müll gehört bitte nicht in die Landschaft. Wie oft erlebe ich es an Pausenplätzen auf meinen Wanderrouten, dass der Müll neben die Ruhebank geschmissen wird, wenn der Mülleimer fehlt. Muss das wirklich sein? Nehmt euren Müll doch bis zum nächsten Mülleimer mit. Ich habe immer eine kleine leere Obsttüte dabei, in die ich meinen Müll lege und an einem Mülleimer oder zu Hause entsorge.

Stellt Gelbe Säcke und euren Müll erst morgens zur Abholung an die Straße und nicht den Abend vorher. Von solchen Müllsäcken werden neben Igeln auch Ratten und andere Tiere angelockt.

 

Natürliche Feinde

Auch unsere Stachelläufer haben einige natürliche Feinde. Ihre Abwehrstrategie des Einrollens und so eine runde Kugel aus Stacheln fast uneinnahmbar zu sein, schützt ihn vor vielen Feinden.

UhuAber einige schaffen es doch: Dachs, Fuchs, Marder oder Uhu.

Der Uhu als nachtaktiver Räuber kann für junge Igel zur Gefahr werden. Zunächst nimmt der Uhu den Igel mit seinen Augen ins Visier, fliegt in an und stößt blitzartig hinunter. Mit seinen scharfen Krallen packt er den Igel und fliegt an einen Baum zurück. Gegen die Krallen und den großen Schnabel hat der Igel keine Chance.

Auch der Dachs , Fuchs oder Marder können für geschwächte Igel im Herbst zur Gefahr werden. Junge Igel, die sich nocht nicht komplett einrollen können, sind für diese Tier mit ihren scharfen Zähnen eine leichte Beute.

Aber das muss auch nicht immer so sein. In meinem Naturgarten kommt fast jede Nacht der Fuchs vorbei und gesellt sich an die Futterstelle zu den Igeln. Alle fressen zusammen die von mir ausgelegten Larven, ohne dass es zu Streitigkeiten kommt.

Haustiere stellen für den Igel oft eine Gefahr dar. Gerade kleine oder geschwächte Igel werden von jagenden Hunden angegangen, verletzt oder zu Tode gehetzt. Auch für Katzen sind kleine Igel ein Jagdobjekt. Solltest du ein Abwehrgerät auf Ultraschallbasis im Garten aufgestellt haben, wirst du keine Igel im Garten erwarten können. Igel hören diesen für uns Menschen nicht wahrnehmbaren Ton und werden abgeschreckt.

 

Sonstige Gründe

 

Igel KorbIgel benötigen tagsüber Ruhe. Es kommt immer wieder vor, dass Igel bei Gartenarbeiten gestört oder Nester aufgedeckt werden. Solltest du einen Igel tagsüber oder gar im Winter in seinem Nest aufdecken, lege die schützende Laubschicht wieder vorsichtig über das Nest. Im Winter sollte der Igel so tief schlafen, dass er die kurzzeitige Störung nicht mitbekommt.

Wenn du jedoch ein Igelnest einer Mutter mit ihren Jungen versehentlich aufdecken solltest, besteht die Gefahr, dass die Igelmutter vor lauter Stress ihre Jungen tötet und frisst. Du solltest aber in jedem Fall das Nest wieder zudecken. Es kann auch passieren, dass die Mutter ihre Jungen in ein anderes Nest bringt.

In Netzen, die am Boden liegen, können sich Igel verfangen und sich aus eigener Kraft nicht mehr befreien. Achte bitte darauf, dass du Netze nicht im Garten oder auf dem Boden liegen lässt. Bei Netzen über Bäumen sollten diese – soweit bis zum Boden reichend – festgespannt werden.

Zäune, die nach unten mit Stacheln enden, können Igel bei dem Versuch, sie zu unterlaufen, verletzen. Lege für den Igel einen Durchgang an. Ein 15 x 10 cm großer Spalt unter dem Zaun reicht dem Igel völlig aus. So kommt er bequem durch den Zaun und erfreut dich mit seiner Anwesenheit.

 

Ich hoffe, ich konnte dir Einblicke in die Gefahren und Feinde unserer Igel geben. Wenn du Fragen hast, melde dich gerne info@mein-naturgarten.de

Dein Ralf Becker von mein-naturgarten.de

Founder und Initiator der Natur Pur-Stiftung

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